Was ist Philosophie? Sapere Aude !


In der Nachfolge Heideggers können wir sagen, dass die Aufgabe, die Philosophie zu definieren nicht einfach ist, denn indem wir dies tun philosophieren wir schon, und auf diese Weise setzen wir schon voraus, was wir suchen wollen. Aus diesem Grund gibt es soviele Definitionen von Philosophie wie Philosophen.

Man könnte allerdings sagen, dass die Grundfragen der Philosophie diese sind: 1) Was ist die Wirklichkeit? und / oder 2), warum ist diese so, wie sie ist und nicht anders? In diesem Sinne ist es klar, dass die Philosophie mit dem Streben nach Wissen zu tun hat, wie ihre eigene Etymologie zeigt. Und dies erklärt, warum die Vernunft oder der Logos, im Gegensatz zum Mythos, von ihren Ursprüngen her einen zentralen Platz im philosophischen Denken hatte und warum die Wissenschaft ihre primäre Aspiration war.

Aber die Philosophie kümmert sich nicht nur darum zu denken, was ist, soweit es ist, soweit es erkennbar ist, oder soweit es erscheint: das heißt, die Philosophie ist nicht nur Ontologie, Erkenntnistheorie und / oder Phänomenologie.

Denn um zu kennen was es gibt, muss sie zuerst denjenigen kennen, der kennt: weil das, was es gibt, nicht unabhängig von dem ist, der es kennt - in anderen Worten: die Philosophie muss auch den Menschen und seine verschiedenen Äußerungen verstehen. In diesem Sinne wird die Philosophie eine Form von Selbsterkenntnis, ohne welche es wirklich nicht möglich wäre, die Ethik, die Religion, die Politik, die Ästhetik und, im weiteren Sinne, die Kultur zu verstehen.

Die verschiedenen Äußerungen des Menschen zu kennen, bedeutet eben, ihnen Inhalt zu geben, oder die aktuelle Bedeutung der Konzepte zu hinterfragen, auf denen von seinem individuelles Verhalten bis zu seinen höchsten Institutionen alles aufbaut. Tatsächlich sind Begriffe wie Gerechtigkeit, Wahrheit, Gleichheit, Freiheit, Staat, aber auch Gott, Liebe, Schönheit, usw. der Stoff der Philosophie.

Die Tatsache, dass die Philosophie diese Konzepte überprüfen kann, impliziert ein Selbst-Bewusstsein, nämlich, ist, dass diese Begriffe nicht gegebene Wirklichkeiten sind, sondern seine eigenen Kreationen. In diesem Sinne ist die Philosophie eine Form der Befreiung, da sie als Schöpfung zeigt, was man als gegeben angesehen hatte, und sie impliziert außerdem den Mut und die Reife des In-Frage-Stellens.

Auf der anderen Seite, wenn die Philosophie über Kultur spricht, und die Kultur ist der Bereich der Intersubjektivität par excellence, dann setzt Philosophie Dialog voraus. Und der Dialog kann nur zwischen Gleichen auftreten, da es zwischen Ungleichen nur Befehle gibt. Der Dialog impliziert die Notwendigkeit, Argumente auszutauschen: weshalb die Griechen der Vernunft, der Argumentation und der Rede den gleichen Namen gaben: logos. So setzt die Philosophie immer voraus, dass die Menschen frei, gleich und rational sind.

In diesem Sinne unterscheidet sich die Definition der Philosophie nicht von der Definition, die Kant der Aufklärung gibt, denn in ihr fasst er alle eben genannten Funktionen zusammen: Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude

Comentarios

Entradas populares