Condorcet und die Idee Fortschritts
Zusammenfassung von
Esquisse d'un Tableau Historique des Progrès de l'Esprit Humain
Jonathan Arriola
Das Gesetz, das Condorcet ankündigte, gefunden zu haben, ist das Verhältnis zwischen dem materiellen, wissenschaftlichen und dem moralischen Fortschritt. Er spricht von der Existenz einer „unauflösbaren Kette“ zwischen der Industrie, der Wissenschaft und den Menschenrechten. Dieser Fortschritt wird Condorcet zufolge ermöglicht dank der Entwicklung der Erkenntnis. Je mehr Erkenntnisse der Mensch erhält, desto weniger Raum gibt für den Aberglauben und den religiösen Fanatismus, welche die Menschen für lange Jahrhunderte in einem barbarischen Zustand gehalten haben. Mit der Entwicklung der Philosophie und der Wissenschaft entdeckt der Mensch gleichzeitig die Idee von „Menschenrechten“, die aus seiner Vernunft geboren werden und die Freiheit und Gleichheit zwischen Individuen und Nationen der Welt verlangen.
Condorcet teilt die Entwicklung der menschlichen
Geschichte in zehn evolutive Phasen, die den progressiven Fortschritt des
Geistes beweisen. Sie beginnt mit der Entdeckung der Viehzucht und der
Agrikultur und fährt mit der Erfindung der Buchstabenschrift und des Druckes
fort bis hin zu der modernen Philosophie und Wissenschaft. Obwohl Condorcet anerkennt,
dass es auch Momente von langen Rückschritten geben kann (wie zum Beispiel im
Mittelalter), glaubt er, dass sich der Mensch im allgemeinen nach dem
Fortschritt richtet. Die zehnte Etappe, der er sich in dem zehnten Kapitel des
Buches widmet, ist diejenige, die mit der Französischen Revolution eröffnet
wurde.
Diese Revolution repräsentiert für Condorcet den
politischen Höhepunkt der Entstehung der modernen Wissenschaft und des Kampfes
zwischen den Philosophen und der Religion, welche die alte unterdrückende
politische Ordnung rechtfertige. In dieser Epoche befreie sich der Mensch
endlich von der Macht der religiösen Autoritäten, die politische Tyrannei,
Ignoranz, Ungleichheit und Intoleranz unterstützt hätten und er substituiert
sie mit einer säkularen Weltanschauung und der Idee der Menschenrechte.
Condorcet zufolge erwartet den Menschen von dieser Etappe
aus ein unbegrenzter Fortschritt. Durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse
wird der Mensch in der Lage sein, die Welt und seine eigene Natur besser zu
verstehen und auf dieser Basis neue und bessere politische, wirtschaftliche und
moralische Institutionen zu begründen. In diesem Sinne spielt die Bildung eine
bedeutende Rolle für den zukünftigen Fortschritts des Menschen. Die Bildung
soll laut dem Autor uns über unsere eigene Natur und Rechte unterrichten, und
auch darin, wie die Vorurteile zu überwinden sind und man sich der Vernunft
richtig bedient. In der neuen modernen Gesellschaft, die mit der Französischen
Revolution begonnen hat, muss alles in Frage gestellt werden, da genau darin
die Möglichkeit des unbegrenzten Vorankommens des Menschen besteht.
In der Tat könnte man argumentieren, dass Condorcet den
Fortschritt auf zwei Weisen versteht: erstens als eine Distanzierung von einer
barbarischen Vergangenheit, wo Aberglaube, Fanatismus, Ignoranz und
Ungleichheit herrschten oder zweitens als die Konkretisierung eines Projektes,
das sich langsam aber stetig in der Zukunft entwickeln wird. Der allgemeine
Sinn des Fortschritts, ist es laut Condorcet, die Ungleichheit innerhalb der
Nationen und zwischen den Nationen zu reduzieren. Nur wenn es eine wirkliche
Gleichheit in der Welt gebe, wäre der Mensch glücklich. Diese Ungleichheit
umfasst sowohl die politische und wirtschaftliche als auch die soziale. Deshalb
verurteilte er im zehnten Kapitel den europäischen Imperialismus und hoffte,
dass das revolutionäre Beispiel Frankreichs und Nordamerikas andere Nationen
inspirieren würden. In derselben Richtung plädierte er für die Abschaffung der
Sklaverei und die Gleichsetzung von Frauen und Männern.
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